Patengemeinde Holzkirchen/Ries

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Festansprache Altbürgermeister Emil Schmitt zum Jubiläum 25 Jahre Patenschaft

Festansprache Holzkirchen/Ries

Die beiden Gemeinden Holzkirchen/ Ries und Holzkirchen/Ufr. feiern ein gemeinsames Jubiläum. 25 Jahre ist es her, als die Patenschaft zwischen beiden Gemeinden begründet wurde. Die Begründung der Patenschaft war zur damaligen Zeit nicht alltäglich, sondern eher die Ausnahme im Werdegang einer Gemeinde. Doch der damalige Anlass – die eigentliche Triebfeder – für die Bemühungen eine Patengemeinde zu finden war ja ebenfalls nicht alltäglich, sondern etwas besonderes – ja etwas einmaliges. Holzkirchen wurde 1200 Jahre alt – und wir hatten vor, dieses Fest groß zu feiern. Unser Holzkirchen mit seiner langen und reichhaltigen Geschichte und insbesondere mit seiner kulturhistorischen Bedeutung wollte sich der Öffentlichkeit in Glanz und Gloria präsentieren. Um diese Besonderheit des Augenblicks im Zeitablauf der Geschichte der Gemeinde zu betonen, wurde der Gedanke geboren, eine Patenschaft zu begründen. Als geistiger Vater habe ich dann zu jener Zeit emsig nach einer geeigneten Gemeinde gesucht. Überlegungen gingen dahin, dass die Gemeinde von der Größe –sprich Einwohnerzahl – und von der Struktur zueinander passen sollten. Und so kam man nach langem Suchen auf die Gemeinde Holzkirchen im Donau –Ries. Die Gemeinde mit dem gleichen Namen erschien als geeigneter Kandidat für die angestrebte Patenschaft. Am 10.8.1974 nahmen wir erstmals schriftlichen Kontakt auf mit dem 1. Bürgermeister der Gemeinde Holzkirchen. Dies war damals Herr Kaspar Greiner. Leider kann ich ihn heute nicht begrüßen, denn er ist nicht mehr unter uns. Seiner spontanen positiven Reaktion ist das Gedeihen des Ansinnens wesentlich zu verdanken. Auch der damalige Gemeinderat hat die Übernahme der Patenschaft einhellig begrüßt. Die Antwort lies nicht lange auf sich warten und schon war ein Termin für ein erstes Kennen lernen hier in Holzkirchen/Ries vereinbart. 4 Personen machten sich am 22.12.1974 auf den Weg. Waltraud Müller, Ignaz Kohrmann, Josef Huppmann und Emil Schmitt waren die 4 Beauftragten. Sie machten ihre Sache gut – denn Verständnis und Sympathie konnte sofort entwickelt werden. Und so gelang es im Laufe der Vorbereitungen zur großen 1200-Jahr-Feier auch die gewünschte Patenschaft zu vereinbaren. Die offizielle Begründung sollte im Rahmen des Programms am Samstag, 15.06.1975 erfolgen. Eine stattliche Delegation aus dem Rieskessel war gekommen, um die große gemeinsame Stunde mit zu erleben und mit zu gestalten. In einem Festabend, der ausschließlich der Begegnung der beiden Holzkirchen vorbehalten war, wurde die Patenschaft feierlich gewürdigt. Symbolisch wurde die Patenschaft durch Austausch von Geschenken mit Motiven der beiden Gemeinden dokumentiert. Besondere Beachtung und Würdigung erfuhr der Vortrag des Rieser Trachtenpaars, das ein Gedicht von Frau Rosa Wagner vortrug. Hierin stellte sich die Gemeinde dar. Ich möchte ein paar Zeilen aus diesem Gedicht wiedergeben:

„ Die Kirch weit draußen in der Flur

umgeben von grünen Wiesen nur,

im Sommer idyllisch und wunderschön,

so kann man sie auf Bildern sehn.

Geschichtlich ist sie sehr interessant,

836 wird sie zum ersten Mal genannt.

Von einem hölzernen Kirchlein steht da geschrieben,

davon ist uns wohl der Name geblieben.“

Am Sonntagmorgen begrüßte der Posaunenchor aus Holzkirchen/Ries die Jubiläumsgemeinde und gestaltete auch den Festgottesdienst mit. Doch bei aller Euphorie – Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Diesen Wahlspruch beherzigten die Holzkirch`ner. Denn die Patenschaft wurde nicht gleich amtlich besiegelt mit Urkunden und dergleichen. Nein, Nein – so schnell schießen die Holzkirch`ner nicht. Die Kirchenschieber und die Stee´blitzer – sie trauten der Sache noch nicht so recht. Nein – man vereinbarten stillschweigend eine Probezeit. Ein Jahr verging, bis sich die Holzkirch`ner zum Gegenbesuch auf den Weg machten. Unter dem Motto „Holzkirchen aus dem Frankenland bringt Grüße in das Rieser Land“ machte sich ein strarkes Aufgebot der Aalbachgemeinde auf den Weg in den Rieskessel. Rund die Hälfte der Einwohner nahm die Gelegenheit wahr, ihre Verbundenheit zu bekunden. Ein großes Fest wurde im „Wörnitzdorf“ hierzu veranstaltet. Die Gemeinde mit ihren Bürgern gab sich alle Mühe bei der Gestaltung des Festes, denn als Höhepunkt wurden im Rahmen eines Festaktes die Urkunden unterzeichnet, ausgetauscht und damit die Patenschaft auch formell besiegelt. Ein Fixpunkt in der Geschichte beider Gemeinden. Vielen wird dieser 15. August 1976 unvergessen bleiben. Aber auch der Sonntag, hatte seine besonderen Anforderungen. Vor allem für unsere Gesangsbrüdern – denn sie mussten eine fast 1 1/2 –stündige Festansprache des Herrn Staatsministers Naumann im Stehen auf der Bühne verfolgen. Als dies Ihnen doch zu viel zu werden drohte und so manchem vor Durst schon schwindelig wurde, war ein eifriger Helfer zur Stelle und versorgte den Chor mit einigen Maß Bier. Der Dirigent der Musikkapelle sagte in schönem Schwäbisch: „Bleibs` nur da, so lang ihr singet, müsset wir net spiele.“ Und so gab es mache Anektode am Rande des Geschehens. Am Ende des Besuches waren doch alle erfreut, dass der Verlobungszeit nun die Hochzeit gefolgt war. Vollendet und vertieft wurde schließlich die Freundschaft noch im gleichen Jahr. Im November traf eine Abordnung der Patengemeinde in Unterfranken mit 5 Gänsen ein. Damit wurde das versprochene Geschenk von 2 Gänsen eingelöst. In einem Zeitungsartikel hierzu hieß es „Gänsebraten vertiefte Freundschaft“. Im Fortlauf der Zeit erlebten die beiden Gemeinden eine Ehe mit unterschiedlicher Intensität. Der erste gemeinsame Besuch war im Rahmen des Feuerwehrfestes aus Anlass des 75 jährigen Bestehens vom 14. – 17.Juli 1978. Der Wille zur Aufrechterhaltung und die Bedeutung die der Patenschaft beigemessen wurde, kam auch dadurch zum Ausdruck, dass dem damaligen 1. Bürgermeister – also meiner Person – die Schirmherrschaft zum Fest des 75. Jubiläums der Feuerwehr angetragen wurde. Dies nahm ich natürlich sehr gerne an. Es erfüllte mich mit Stolz. Auch die örtlichen Vereine trugen ihr Scherflein zum Gelingen bei. Wie überhaupt die Vereine die Patenschaft trugen – ihre Entwicklung gestalten. Insbesondere die beiden Feuerwehren waren in den folgenden Jahren die tragenden Säulen. So waren die Feuerwehrkameraden aus dem Donau-Schwabenland bei den folgenden Festen der Jahre 1981, 1986, 1991 und auch beim 100-jährigen Gründungsfest im Jahr 1996 in Unterfranken zu Gast. Dass dies umgekehrt nur bei einigen Kurzbesuchen blieb, hat einen einfachen Grund. Nach Euren Regeln feiert Ihr nur alle 25 Jahre ein Feuerwehrfest. Aber 2003 ist es ja wieder so weit. Ein weiterer Träger der Patenschaft waren und sind die beiden Sportvereine. So manches Match wurde ausgetragen – mit unterschiedlichem Erfolg. Verschiedene Besuche der jeweiligen Sportfeste – wenn auch teils mit kleinen Delegationen – hielten die Verbindung in loser Form aufrecht. Und so gab es viele schöne Feste im Laufe dieser 25 Jahre – so manche lustige Geschichte hat sich ereignet. Der Wirt des Gasthauses „Krone“ wird einen Besucher aus Unterfranken wohl nicht so leicht vergessen. Denn nach einem gehörigen Bierkonsum war dieser sehr spendabel und gab das Bier dem Wirt an Ort und Stelle zurück. So mancher Gast bei Euch, der wollte gar nicht mehr heim. Als er in den Bus einstieg – da war die Anziehungskraft so groß, dass es den Bus wieder rückwärtsfallend verlies. Doch wenn wir zurückblicken auf die vergangene Zeit, dann wollen wir nicht verschweigen, dass es auch eine Zeit der relativen Ruhe in der Beziehung unserer beiden Gemeinden gab. In den Achtziger Jahren gab es eine Zeit, in der die Verbindung zu lose war – es drohte doch etwas einzuschlafen. Doch es gelang dann wieder, diese zu reaktivieren. Hier taten sich besonderes die Sportvereine hervor. Ihnen gebührt ein herzliches Dankeschön. Es gelang das Gemeinsame wieder zu entdecken und die Verbindung zu revitalisieren. Die Aktivierung nahm der Gemeinderat Christian Käser zum Anlass und radelte zum Besuch des Sportfestes nach Unterfranken – eine tolle Geste. Und nun – hier und heute – feiern wir schon 25-jähriges – quasi Silberhochzeit. Wir dürfen mit einem gewissen Stolz feststellen, dass es uns allen gelungen ist, die Verbindung aufrecht zu erhalten. Es ist schön, dass wir uns an diesem Wochenende zusammengefunden haben, um gemeinsam zu feiern. Weshalb feiern- worin liegt der Sinn. Was verbindet uns? Nun zum einen die gemeinsame Geschichte bzw. Ähnlichkeiten in der Geschichte. Die Gebiete unserer Dörfer wurden im 7. und 8. Jahrhundert durch die Franken politisch organisiert. Wir haben somit sozusagen gemeinsame Vorfahren – im Sinne eines gemeinsamen Volksstammes. Zentraler Ausgangspunkt beider Gemeinden war eine Kirche. Eine hölzerne Kirche – Ausgangspunkt für die Namensgebung. Weitere Geschichtliche Parallelen bestehen beispielsweise in den Reliquienzügen entlang der bedeutenden Römerstraße von Augsburg bis zum Limes in der Hesselberggegend. Hier wurden die sterblichen Überreste von Heiligen, die einst von Rimini nach Fulda gingen befördert und die Reisegruppen machten in beiden Holzkirchen Rast. Bei allen Ähnlichkeiten bestehen natürlich auch gravierende Unterschiede. Nicht nur in der Sprache – sondern auch im Denken und Ansichten, in Traditionen und Bräuchen. Und genau im Miteinander und Nebeneinander von Verbindendem und Unterscheidendem liegt ein wesentlicher Teil des Sinns einer Patenschaft? Menschen leben in mehr oder weniger festen Strukturen. Das Gewohnte erscheint als das Zentrale, das Elementare. Andere Menschen kennen lernen, andere Gewohnheiten und Ansichten über die Dinge des Lebens hören und erleben, ist ein Aspekt einer Patenschaft. In den damaligen Ansprachen wurde dies wie folgt formuliert: „Der Austausch der Patenschaft zwischen zwei Gemeinden solle den Blick weiten und dazu beitragen, dass eine engstirnige Kirchturmpolitik vermieden werde." Wie war und wie treffend auch heute noch. Den Horizont erweitern. Neugierig werden. Wenn dies auch heute nicht mehr so gilt – da die Veränderungen in unserer Zeit so gravierend und vor allem so rasant sind. Aber eines wird stets bleiben – es sind Menschen die sich begegnen – und nicht E-Mail, Fax oder Internetserver. Die menschlichen Züge in unserem Leben sind bewahrenswert. Fühlen wir uns diesem weiterhin verpflichtet – Bemühen wir uns weiterhin um gute Kontakte. Auf die gemeinsame Zukunft.

Grußwort – 25 Jahre Partnerschaft mit Gemeinde Holzkirchen

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Wiedemann, Herr Altbürgermeister Schmitt, liebe Holzkirchner, meine Damen und Herren,

ich darf mich zunächst für die überaus freundliche Begrüßung bedanken. Freudig feststellen darf ich auch, dass doch eine ansprechende Zahl von Bürgerinnen und Bürgern unserer beider Gemeinden hier zugegen sind, um das heutige Jubiläum zu begehen. Wir haben heute Grund zum Feiern. 25 Jahre Partnerschaft zwischen unseren beiden Gemeinden. Zweimal Holzkirchen – eine starke Gemeinschaft. Bei Verbindungen auf Gemeindeebene hat man in weiser Voraussicht nicht den Begriff Ehe gewählt, sondern Partnerschaft. Diese ist dauerhafter. Gott sei Dank hat sich dies in unserem Fall bewahrheitet. Die Verbindung zweier Gemeinden in Form einer Partnerschaft lebt natürlich nicht von sich heraus. Sie muss gepflegt werden, sie muss mit Leben erfüllt werden. Dazu sollten wir uns fragen nach dem Sinn einer Partnerschaft. Bei Partnerschaften mit Gemeinden aus anderen Ländern wird stets die europäische Dimension als tragende Komponente hervorgehoben. Das Mitwirken am Bau des Hauses Europa. In unserer Partnerschaft sind die Ideale nicht so hochgehängt, aber deshalb nicht minder wichtig. Begegnungen zwischen Menschen sind ein wichtiger Baustein für die Fortentwicklung des eigenen Horizontes eines jeden Einzelnen. Andere Menschen kennen lernen, ihre Gedanken und ihre Ansichten erfahren. Eine andere Betrachtungsweise der Dinge geprägt aus einer mitunter völlig anderen Lebensbiographie. Partnerschaften geben, wenn sie mit Leben erfüllt werden, ein Forum für Diskussionen und Erfahrungsaustausch. Jeder Einzelne lernt bzw. ist gefordert zu lernen und in Folge des Erlernten tolerant zu sein. Denn nicht alles was ihm an Denkweisen und Traditionen begegnet entspricht seinen Vorstellungen. Neben dieser geistigen Ebene bieten Partnerschaften auch die Chance persönliche Beziehungen in unterschiedlicher Form und Intensität zu knüpfen. Beziehungen bereichern unser Leben. Sie vermitteln uns in der zunehmend schwieriger werdenden Zeit das Gefühl, nicht allein zu sein. Globalisierung und digitale Informationsgesellschaft, Neoliberalismus und Abbau der Vollkaskomentalität – all diese Begriffe als Synonym für die Ängste des Einzelnen vor der Zukunft relativieren sich auch dadurch, dass über Gespräche und Beziehungen die Einsicht reift „Ich bin nicht allein“. Diese Überlegungen haben neben anderen auch die sog. Gründungsväter der Partnerschaft angestellt. Wenn wir die Verantwortlichen heute ehren wollen, dann legt uns dies die Aufgabe auf, das Begonnene in ihrem Sinn weiterzuführen, denn sonst würde die Ehrung einem Schlusspunkt gleichkommen. Soll ihr Werk sie überdauern, dann müssen andere an ihre Stelle treten. Es ist für uns eine Art Dauerauftrag. Der bisherige Werdegang unserer Partnerschaft kann zwar nicht als ausgesprochen intensiv bezeichnet werden, doch gab und gibt Verbindungen –wenn auch teilweise sehr lose-. Aus der zwischen den Gemeindevertretern im Rahmen unseres Ortsjubiläums begründeten Partnerschaft wurde doch eine gewisse dauerhafte Verbindung. Das heutige Jubiläum sollten wir als Ansporn und Ermutigung sehen für eine Fortsetzung und evtl. Intensivierung der Partnerschaft. Überfrachten wir sie aber nicht mit Erwartungsdruck. Ich glaube, dass ich damit im Namen von uns allen spreche. Ich wünsche uns dabei einen langen Atem, eine glückliche Hand und viel Erfolg. Auf unsere gemeinsame Zukunft.